Kunst im Wald
Kunst im Wald: Netphen - Brauersdorf, 2.8.15: An einem ungewöhnlichen Orte enthüllte gestern der Künstler Ulrich Langenbach ein Kunstwerk der besonderen Art.
Dort, wo man es am wenigsten vermutet hätte, am Randweg der Obernau Talsperre (weil dort ein Fahrverbot für Busse, LKW/PKW besteht), im übrigen ein beliebtes Ausflugsziel, steht nun ein Haltestellenschild der WernGroup, VWS.
Nicht das erste Mal ist Ulli Langenbach für Netphen tätig geworden: Aus Anlass des 13. deutschen Mühlentages hat er den damals noch lebenden Müller Friedhelm Weber in beeindruckender Weise interviewt und dieses Interview filmen lassen. Die DVD, die es heute noch zu kaufen gibt, ist für die Stadt Netphen eine besondere geschichtliche Dokumentation.
Jetzt hat er sich wieder mit einem Werk nach Netphen aufgemacht:
Mit Blick auf den ersten motorisierten Omnibus im Jahre 1895, also vor genau 120 Jahren, ist auch dieses Haltestellenschild ein weiteres, kulturelles Alleinstellungsmerkmal in der Stadt Netphen.
Bleibt die Frage: Ist das Kunst? Ulli Langenbachs Antwort ist eindeutig: Ja, Envirement, Kunst ist das, was ein Künstler macht, das, was in einem bestimmten Umgebungskontext vom Publikum als Kunst bewertet wird, dazu noch handwerkliches Können nachweist. Alle diese Voraussetzungen sind gegeben.
Einst wohnenden Menschen im Tal, Nauholz hieß der beschauliche Ort. Menschen stehen für Betriebsamkeit, Leben, Mobilität. Mit dem Bau der Obernautalsperre haben die Menschen dem Wasser weichen müssen. Stille ruht nun über dem Tal, ebenso über den Wassern der Obernau. Dort ein Haltestellenschild anzubringen, bedeutet eine Umkehrung der Verhältnisse. Da regt sich Widerspruch: Steht das Haltestellenschild doch im gewohnten Kontext für Mobilität, Rushhour, Bewegung, Arbeit und leben. Nichts dergleichen an diesem Ort der Ruhe, Stille, Erholung. Genau das ist es, was Ulli Langenbach anstrebt: Verwirrung, die sich in Nachdenklichkeit zu diesen sprachlichen und begrifflichen Gegensatzpaaren im Umgebungskontext auflöst!
Das ist ihm gelungen: Das Publikum stutzte zunächst, lächelte, erfreute sich dann des Anblicks des Haltestellenschildes und spendete dem Künstler den wohlverdienten Applaus für diese Idee, deren Realisierung er eineinhalb Jahre gedanklich mit sich getragen hat. Vielen Dank Ullrich Langenbach! Vielen Dank Kulturforum Netphen (Lothar Groos als Geschäftsführer, Dr. Ingeborg Längsfeld als Vorsitzende). Vielen Dank den etwa 80 Zuschauern, die bei herrlichem Wetter den Weg nach Nauholz auf sich genommen hatten. Danke den Sponsoren, Kulturforum Netphen, Sparkasse Siegen, WernGroup, Wasserverband Siegerland-Wittgenstein, Stadtverwaltung, Netphen (Baubetriebshof) für die Unterstützung!